Gewerbesteuereinnahmen im Haushaltsjahr 2021

geld münze finanzen

Wir kommen zurück auf einen vorherigen Beitrag, in welchem wir über das bundesweite Gewerbesteueraufkommen der Gemeinden im Jahr 2020 sowie über die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen im ersten Halbjahr 2021 in den sachsen-anhaltischen Städten und Gemeinden berichtet hatten.

Während die Städte und Gemeinden in Sachsen-Anhalt im Anschluss an die coronabedingt stark rückläufige Einnahmeentwicklung im Jahr 2020 (./. 125 Mio. Euro im Vergleich zu 2019) auch im 1. Halbjahr 2021 64 Mio. Euro weniger Einnahmen aus der Gewerbesteuer als vor der Pandemie einnahmen, hat sich die Situation im Laufe des Jahres 2021 laut Statistischem Landesamt deutlich verbessert. Lag das Aufkommen im Jahr 2019 bei 848 Mio. Euro stieg es im Jahr 2021 über das Niveau von 2019 auf 855 Mio. Euro.

Danach erzielten 58 Gemeinden (27 %) in 2021 die höchsten Gewerbesteuereinzahlungen seit 10 Jahren. Das Bild in den einzelnen Städten und Gemeinden bleibt, wie für die Gewerbesteuer typisch, differenziert. Neben den Gewinnern verzeichnete 1/3 der Gemeinden 2021 weniger Gewerbesteuereinzahlungen als vor 5 Jahren. Je Einwohnerin bzw. Einwohner erreichten 3/4 der Gemeinden 2021 nicht den Landesdurchschnitt an Gewerbesteuereinzahlungen von 393,33 Euro.

72 % der Gewerbesteuer 2021 in Sachsen-Anhalt wurde in den 215 kreisangehörigen Gemeinden verbucht. Mit insgesamt 619 Mio. Euro Gewerbesteuer erreichten die Städte und Gemeinden in den Landkreisen 2021 in Summe nicht das Niveau der Spitzenjahre 2016 und 2018. Allerdings waren die Jahre 2016 bis 2019 durch die außergewöhnlich hohen Zahlungen an Gewerbesteuer in der Gemeinde Lützen geprägt. Unter Vernachlässigung der Gewerbesteuer von Lützen überstieg die Gewerbesteuer in den kreisangehörigen Gemeinden 2021 zusammen mit 610 Mio. Euro erstmals 600 Mio. Euro.

In 3 Gemeinden wurden mehr als 20 Mio. Euro Einzahlungen verbucht, in 15 weiteren Einzahlungen zwischen 10 und 20 Mio. Euro. 74 kreisangehörige Gemeinden (34 %) hatten 2021 weniger als 0,5 Mio. Euro Einzahlungen an Gewerbesteuer (2020: 79). Darunter waren 20 kleinere kreisangehörige Gemeinden (unter 1.600 Einwohnerinnen und Einwohner) mit weniger als 0,1 Mio. Euro Gewerbesteuereinzahlungen (2020: 24).

Die 3 kreisfreien Städte erzielten 236 Mio. Euro an Gewerbesteuereinzahlungen 2021. Die Zahlungen der Gewerbebetriebe waren 48 Mio. Euro höher (+26 %) als vor 5 Jahren und 82 Mio. Euro höher (+53 %) als vor 10 Jahren. Die Pro-Kopf-Einzahlungen an Gewerbesteuer in der Landeshauptstadt Magdeburg betrugen 475 Euro. Für die Landeshauptstadt bedeutete das Rekord. Im aktuellen Berichtsjahr waren das pro Kopf 73 Euro mehr als in der kreisfreien Stadt Halle (Saale) und 112 Euro mehr als in der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau.

Obwohl die Gewerbesteuereinnahmen damit sogar über den in der Oktobersteuerschätzung 2019 prognostizierten liegen (Prognose: 843 Mio. Euro) darf diese positive Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gewerbesteuereinahmen, wie auch das Statistische Landesamt zu Recht ausführt, sehr heterogen verteilt sind und sich die Situation in den Städten und Gemeinden sehr unterschiedlich präsentiert. So sind unter den 161 Teilnehmern an unserer das Haushaltsjahr 2021 betreffenden Umfrage zu den coronabedingten Haushaltsauswirkungen Städte und Gemeinden mit Mindereinnahmen bei der Gewerbesteuer (ohne Stundungen) in Höhe von ca. 81,5 Mio. Euro. Vergleichsbasis dieser Meldungen waren die auf Grundlage der Oktobersteuerschätzung 2019 angenommenen Gewerbesteuereinnahmen für das Haushaltsjahr 2021.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist jüngst den Gründen für die überraschend hohe Dynamik in 2021 vor allem bei den Gewinnsteuern, Einkommen- und Körperschaftsteuer nachgegangen. Im Vergleich zu den Auswirkungen der Finanzkrise ab 2008 werden Unterschiede in den Auslösern der Krisen sowie die unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen als Ursachen dafür angesehen, dass sich das Niveau der Gewinnsteuern aktuell deutlich schneller erholt als nach der Finanzkrise. Darüber hinaus verweist das DIW auf die Auswirkungen der Inflationsentwicklung auf die nominalen Gewinneinkommen, die Konsumausgaben und somit letztendlich die Steuereinnahmen (siehe DIW-Wochenbericht 11/2022 unter www.diw.de).

Weitere Informationen zum Thema Öffentliche Finanzen finden Sie im Internetangebot des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt unter https://statistik.sachsen-anhalt.de/themen/oeffentliche-finanzen-steuern-und-personal-im-oeffentlichen-dienst/oeffentliche-finanzen/ und sind im Statistischen Bericht „Gemeindefinanzen: Einzahlungen und Auszahlungen, Kassenstatistik 01.01.2021 – 31.12.2021“ verfügbar.

26.04.2022